Der Akkordeon-Verein Maichingen hatte zu seinem Konzert ein Blasorchester eingeladen. Die Jugendorchester des AVM, das 1. Orchester und die Hauptkapelle des Musikverein „Harmonie“ Boll zelebrierten im gut gefüllten Bürgerhaus einen Abend unter dem Motto „Akkordeon meets friends“.
Dieses Programm war so attraktiv, dass die kurzweilig durchs Programm führende Moderatorin Andrea Roppelt sogar Ortsvorsteher Stierle und den Kreisverbandsvorsitzenden Gerhard Weißenböck begrüßen konnte. Hintergrund dieses gemeinsamen Konzertes ist zum einen eine 2019 geplante gemeinsame Konzertreise der Vereine, zum anderen haben beide dieselbe Dirigentin.
Den Beginn des Konzerts machte das 1. Orchester des AVM. Spritzig, virtuos und kammermusikalisch präzise erklang Rossinis Ouvertüre zu „Der Barbier von Sevilla“. Unter dem engergiegeladenen Dirigat von Sieglinde Strobel folgten ein rhythmischer argentinischer Tango sowie ein spannungsgeladenes „Balkan-Fieber“, bei dem die Fieberkurve in höchsten Regionen verlief.
Überraschend ausgefeilt, rhythmisch stabil und musikalisch ausdrucksstark zeigte sich das Jugendorchester „Akkordeonbande“ mit ebenfalls drei Werken. Ihre Mischung aus Polka und Ska dürfte als Ohrwurm in manchen Köpfen noch einige Tage weitergeklungen haben. Die Ansage der Jugendorchester gelang Mark Schaab sehr lebhaft und unterhaltend. So erklärte er dem Publikum, dass der Cowboy „Western Jim“, den die Kiddyband präsentieren wollte, irgendwo in der Prärie stecken geblieben war. Die jüngste Akkordeon-Truppe des AVM fand jedoch tollen Ersatz und spielte so wie ihr letzter Titel lautete „Voll cool“.
Der Musikverein „Harmonie“ Boll spielte vor der Pause noch solo auf der Bühne. Zunächst konzertant mit einem Titel von Philip Sparke, dann mit dem mexikanischen Marsch „Zacatecas“ um es schließlich mit „El Cumbanchero“ krachen zu lassen. Durchgestylte Phrasen, übereinanderstehende Rhythmen, impulsive Soundbatterien und eine packende Choreographie entließen die Besucher begeistert in die Pause.
Danach war die Bühne bis zum Rand gefüllt. Akkordeon-Verein und Musikverein gestalteten den zweiten Teil gemeinsam. Ein gewagtes Experiment, das beim Publikum sofort voll einschlug. Tolle Klangbalance, sprühende Klangfarben und eine differenzierte Ausgestaltung, die jedes Register zur Geltung brachte. Es war unüberhörbar, dass Dirigentin Sieglinde Strobel für jede Phrase wohlüberlegte Registrierungen gewählt hatte. So war der „Huldigungsmarsch“ von Grieg eine Demonstration sinfonischer Fülle mit feinsten thematischen Abstufungen. In „Satchmo“ waren es heiße Rhythmen und scharfe Soli im Stile eines Louis Armstrong. „From Rags to Ritz“, ein Medley der größten Erfolge von Irvin Berlin glänzte durch Farbigkeit, Klangfülle und scheinbare Mühelosigkeit, dazu kam ein seh- und hörbarer Spaßfaktor bei den Musikern. Zum Abschluss erklang der „Böhmische Traum“, ein Klassiker der Blasmusik, hier im neuen Gewand inklusive Akkordeonorchester, einfach hörenswert. Das vollauf begeisterte Publikum erklatschte sich zwei weitere Zugaben. Fazit: Experiment gelungen!